Meine englische Orgel
Torsten stellt Bollenbeck seine aus England ersteigerte Orgel den Zilshausener Bürger vor.
Schon als kleiner Junge hatte ich wenn es in die Kirche ging, selten nach vorne zum Altar geschaut. Vielmehr richtete sich mein Blick in die entgegen gesetzte Richtung; nämlich auf die Orgelempore. Ich hatte zweimal die Gelegenheit genutzt, ein Praktikum als Orgelbauer zu absolvieren. Nachdem ich meine Ausbildung zum Elektriker hinter mir hatte, machte ich mein erstes Gesellenjahr.
Eigentlich hatte ich vorgehabt, anschließend eine weitere Ausbildung zum Orgelbauer zu beginnen. Jedoch machte mir ein schwerer Arbeitsunfall mit Starkstrom diese Pläne zunichte. Zu meinem großen Glück aber bin ich gesundheitlich soweit genesen, dass ich wenigstens wieder mein großes Interesse an Kirchenorgeln weiter verfolgen kann und bin auch in einigen Orgelvereinen aktives Mitglied.
Diese englische Orgel ist mittlerweile meine zweite Orgel, die ich vor dem Müllcontainer gerettet habe. Durch Zufall stolperte ich im Internet über eine Anzeige, in der dieses Instrument als Haufen Schrott zur Entsorgung angeboten wurde. Es wurde in dieser Anzeige ausdrücklich darauf hingewiesen, dass der Interessent bei Erwerb dieses alten Instrumentes für die Demontage und den Abtransport selbst verantwortlich sei. Ich selbst war noch nie in England gewesen und eine solch große Orgel hatte ich bis dato noch nie alleine abgebaut. Aber der Reiz des Neuen war einfach zu groß, so dass ich da nicht nein sagen konnte.
Nach kurzer Kontaktaufnahme mit der englischen Kirchengemeinde in Huddersfield, einigten wir uns auf einen beidseitig annehmbaren Preis. Also organisierte ich so schnell wie es nur ging eine Transportfirma und eine vorübergehende Lagermöglichkeit, packte genügend Werkzeug und Verpackungsmaterial in mein Auto und ab ging es nach England. Bei meinem ersten Anblick dieser Orgel war ich doch sehr überwältigt von ihrer tatsächlichen Größe. Mir blieben insgesamt zweieinhalb Wochen Zeit für die Demontage.
Die Abbau-Arbeiten waren mit sehr viel Schmutz verbunden, denn das elektrische Orgelgebläse stand im Heizungskeller der Kirche und hatte jahrzehntelang den rußhaltigen Staub in die Orgel geblasen. Wir sahen aus wie die Kohlegräber nach getaner Arbeit. Dank vieler Helfer von der Kirchengemeinde konnte ich den Termin für den Abtransport einhalten. Es war selbst für mich der anstrengendste Umzug, den ich je getätigt hatte.
Die Orgelteile lagerten dann erst einmal einige Monate lang komplett im Haus und in der Scheune verteilt. Im Spätsommer 2006 begann ich dann, nachdem ich erst einmal die Werkstatt und die Scheune eingerichtet hatte, mit der Reinigung und Restauration der ersten Orgelteile. Es war sehr viel marode und kaputt an den verschiedenen Teilen und Pfeifen der Orgel. Pfeifen aus Metall waren sehr verbeult und hatten Löcher. Holzpfeifen waren an mehreren Stellen gerissen. Lederbälge mussten erneuert werden, usw. Die zuvor weiß gestrichenen Pfeifen aus dem Orgelprospekt wurden komplett neu gerichtet.
Mehr als sieben Farbschichten mussten abgeschabt werden. Zum guten Schluss hatte ich die Prospektpfeifen wieder in ihre ursprüngliche Farbe neu lackiert. Die Pfeifenkörper waren wieder silbern und die Labien in goldfarben.
Es dauerte bis zu dem 14.April als ich die letzte Pfeife gestimmt hatte. Am darauf folgenden Weißen Sonntag konnte ich zusammen mit einem befreundeten Organisten die fertige Orgel erstmalig den Dorfbewohnern von Zilshausen mit einem kleinen Konzert vorstellen. Und hier noch die technischen Daten von dem Instrument:
- Hersteller: Conacher / Huddersfield (GB)
- Baujahr: ca. 1900
- Breite: 3,58 m
- Tiefe: 3,21 m
- Höhe: 5,18 m
Die Orgel vorher / nachher.
Bild zur Meldung: Orgel